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redaktion / 18.03.2024

Was wächst denn da? Brennnessel

Was mach ich draus? Brennnessel

Die Brennnessel: Sie ist fast überall zu finden, im Wald, an Wiesenrändern oder auch im Garten. Sie wuchert wild drauflos und wird häufig als lästiges Unkraut angesehen. Wenn man sie berührt, verursachen ihre feinen Nesseln ein Brennen auf der Haut. Aber wenn man sich näher mit dieser Pflanze beschäftigt, so hat sie einiges zu bieten! Deshalb freuen wir uns, wenn sie im März ihre ersten Triebe zeigt.

 

In Hans Christian Andersens Märchen „Die wilden Schwäne“ muss die Königstochter aus Brennnesseln elf Hemden weben, um ihre verzauberten Brüder zu erlösen. Wie viele Geschichten hat auch diese einen wahren Kern, denn seit der Bronzezeit werden die Fasern der Brennnessel zum Weben von Stoffen verwendet. Doch die Brennnessel war mehr als eine Faserpflanze, sie galt im düsteren Mittelalter als mächtige Zauberpflanze, diente als unverzichtbare Heilpflanze und wertvolles Nahrungsmittel.

Botanik der Brennnessel

Brennnesseln sind mehrjährige Stauden aus der Familie der Brennnesselgewächse. Es gibt weltweit zahlreiche Gattungen, in Mitteleuropa kommen die große Brennnessel (Urtica diocia) sowie die kleine Brennnessel (Urtica urens) am häufigsten vor. Die Wurzeln der Pflanze wachsen aus einem im Boden weit verzweigten Rhizom, das erklärt auch das meist unerwünschte Wuchern der Nesseln. Blätter und Blattstängel sind mit sehr fragilen Brennhärchen überzogen. Diese feinen Röhrchen brechen bei Berührung auf und setzen eine ameisensäurehaltige Flüssigkeit frei, die auf unserer Haut brennt und gerötete Schwellungen verursacht.

Vorkommen

Brennnesseln lieben nährstoff- und stickstoffreiche Böden und ausreichend Feuchtigkeit. Man findet sie an Bachufern, neben Teichen und Tümpeln, in Auwäldern, am Waldrand und natürlich auch auf vom Menschen bewirtschafteten Böden, die gedüngt und aufgelockert werden.

Brennnessel und Gesundheit

Die medizinische Wirkung der Brennnessel ist seit vielen Jahrhunderten bekannt. Sie ist reich an Eisen, Kalium, Kalzium, Vitamin A, E und C und besonders reich an Chlorophyll. Durch das wiedererwachte Interesse der Menschen an Naturheilmitteln erlebt auch die Nutzung der Brennnessel als Heilmittel eine Renaissance. Sie wirkt entzündungshemmend und harntreibend, blutreinigend und entgiftend, löst Krämpfe und unterstützt unser Immunsystem. Brennnesseltees und Aufgüsse helfen bei allen Arten von Harnwegsbeschwerden, bei Gallenproblemen, Gicht und Rheuma und angeblich sogar bei Haarausfall.

Verabreicht werden Brennnesseln heute vor allem in Form von Tees, Auszügen oder Tinkturen, es gibt aber auch Presssäfte, Globuli oder Öle. Verwendung finden dabei vor allem die Blätter, die Wurzel und zunehmend auch die Samen der Pflanze.

Sammeln und vorbereiten von Brennnesseln

Die beste Zeit, um Brennnesseln zu sammeln, ist von März bis Ende Juni. Man pflückt die obersten 4–6 Blätter, indem man sie mit Daumen und Zeigefinger vom Stängel abknickt. Man kann dabei Gummihandschuhe tragen, mit einiger Erfahrung und Übung geht es auch ohne. Unmittelbar nach Regen sind die Nesselhaare unwirksam und man kann gefahrlos ernten. Werden die Brennnesseln bei der Zubereitung püriert, blanchiert oder gekocht, so brennen sie nicht mehr. Meist reicht auch schon intensives Hacken mit dem Wiegemesser. Sollen Brennnesseln roh verwendet werden, wäscht man sie mitkaltem Wasser gut ab, legt sie dann auf ein Geschirrtuch und rubbelt sie trocken.

Extra-Gartentipp

Man sollte der Brennnessel unbedingt einen Bereich im Garten überlassen und ihre zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten nutzen.

Extra-Tipp zum Haltbarmachen

Brennnesseln lassen sich für einige Wochen einfrieren. Dafür die gepflückten Spitzen waschen, mit einem Geschirrtuch trocken rubbeln, in einen Gefrierbeutel geben, gut die Luft hinausdrücken und verschließen. Gefrorene Brennnesseln kann man zu Smoothies, Brennnesselbutter, Püree und Suppe verarbeiten.

Weitere Möglichkeiten der Konservierung sind das Verarbeiten zu Brennnesselsalz und das Trocknen der Blätter für Tee.

Brennnesseljauche als natürlicher Dünger

Als Helfer im Biogarten hat die Brennnessel in den letzten Jahren eine wahre Renaissance erlebt. Einen 10-Liter-Kübel mit Wasser füllen, frische Brennnesselstauden mit der Schere etwas zerschneiden und in das Wasser einlegen (ca. 5 Stängel pro Liter), ca. 10–14 Tage vergären lassen, täglich umrühren (riecht leider nicht gut!), Stängel entfernen (die ausgelaugten Stängel auf den Komposthaufen werfen, sie helfen beim Zersetzen).

 

Zum Gießen 1 Teil Jauche mit 10 Teilen Wasser mischen (für das Gießen von Jungpflanzen eher 1:12 verdünnen).

Brennnesselaufguss als Haarspülung: 150 g frische Brennnesselspitzen mit 1 l Wasser aufkochen und etwa 20 Minuten ziehen lassen, dann abseihen und nach dem Haarewaschen als abschließende Spülung langsam über Kopfhaut und Haare gießen. Durchblutet die Haarwurzeln, gibt Glanz und hilft gegen Schuppen.

Für die Vorratskammer

Brennnesselblätter sammeln & trocknen

Die jungen Brennnesseltriebe wie auf den vorigen Seiten beschrieben ernten, Backbleche mit sauberen Geschirrtüchern belegen und die Triebe darauf locker ausbreiten, sie sollten nicht übereinander liegen.

Zum Trocknen im Freien an einen luftigen, schattigen Ort stellen, bis die Blätter rascheln. Sollte das länger als einen Tag dauern, unbedingt über Nacht hineintragen! Die Blätter in gut verschließbare Gläser füllen und an einem dunklen Ort lagern.

Text, Rezepte & Fotos von Karin Sidak (www.tatort-kueche.at)

 

Brennnesselsalz

Hier finden Sie mehr Rezepte mit Brennnesseln.

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